Alle Unternehmen haben das Wohlergehen ihrer Kunden im Fokus. Und das ihrer Eigentümer. Sollten sie jedenfalls. Viele achten auch auf das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Und immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch angestellte Führungskräfte, berücksichtigen bei ihrem unternehmerischen Handeln auch Fragen der Nachhaltigkeit.
Warum das wichtig ist, hatte ich schon in einem vorangegangenen Blogbeitrag angesprochen: Das ökologische Problem des insbesondere bei uns übermäßigen und für die nachhaltige Entwicklung unseres Planeten nicht förderlichen Ressourcenverbrauchs.
Und die Diskussionen zum Thema nachhaltige Entwicklung nehmen aktuell (wieder) zu:
– der G20-Gipfel in Argentinien am 30.11. und 1.12.2018 mit dem Ziel, einen “Konsens zu schaffen für eine faire und nachhaltige Entwicklung” (Überschrift der Abschlusserklärung) oder
– die gerade laufende UN-Klimakonferenz in Polen 2018, die die Umsetzung des 2017 vereinbarten „Regelbuchs“ zum 2015 in Paris verabschiedeten „Weltklimaabkommens“ einleiten soll.
Auf der anderen Seite stehen aber auch Aussagen, wie die des israelischen Historikers Yuval Noah Harari, der nicht mehr daran glaubt, dass die Politik der Nationalstaaten – und erst Recht nicht staatenübergreifend – in dieser Beziehung noch handlungsfähig ist. Er sieht Gestaltungsmöglichkeiten eher auf der Ebene der Unternehmen, wenn sie denn die Chancen eines nachhaltigen Handelns erkennen.
Aber wie steht es denn um echte unternehmerische Nachhaltigkeit? Sind die Gesellschaft (und eigentlich auch die Umwelt) “nur” eine von mehreren Interessengruppen, deren Bedürfnisse und Erwartungen Unternehmen bei ihrem Handeln erfüllen oder übertreffen sollten? Um mal die Excellence-Definition der EFQM zu zitieren.
Ich glaube nicht!
Folgt man der Argumentation z. B. der schon von mir zitierten Kate Raworth und ihrem Vorschlag der Donut-Ökonomie, dann bilden die Nachhaltigkeitskriterien die Grenzen, innerhalb derer wir uns mit unserem unternehmerischen Handeln bewegen dürfen.
Welche Möglichkeiten haben Unternehmerinnen und Unternehmer so zu handeln, dass sich unsere Wirtschaft im Sinne Kate Raworth in den Donut entwickelt. Und haben Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch angestellte Führungskräfte, das Bewusstsein für diese Problematik? Bzw. gibt es einen Engpass, der sie dazu bewegen könnte, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Mit diesen Fragen soll sich dieser Beitrag beschäftigen. Wenn es mir am Ende gelungen ist, Sie davon zu überzeugen, dass es nicht nur darum geht, dass Sie mit Ihrem Geschäftsmodell erfolgreich sind. Sondern dass es auch darum geht, dass Sie mit Ihrem Unternehmen dazu beitragen, dass Wirtschaft und Gesellschaft sich so entwickeln, dass wir uns eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten erhalten. Dann habe ich mein Ziel erreicht.
Welchen Einfluss habe ich mit meinem Unternehmen auf Gesellschaft und Umwelt?
Wissen die Unternehmen, welchen Einfluss sie auf Gesellschaft und Umwelt haben? Ist das transparent? Gibt es – im besten Fall übergreifend akzeptierte – Kriterien wie man das als Unternehmen beurteilen oder gar messen kann?
Ja, die gibt es. Sucht man danach, findet man z. B. Ausführungen von Wirtschaftsprüfern oder Softwareanbietern. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass mich die Vielzahl an Ansätzen erst mal erschlägt und einer intensiven Auseinandersetzung bedarf.
Also versuche ich mal, die Argumentation von hinten aufzuzäumen. Was könnte ein Ziel sein? Vielleicht die von Kate Raworth aufgeworfene Frage, wie wir in den Donut kommen? Dann müssten wir uns an den Kriterien des Donut orientieren.
Wir sind alle wieder Entwicklungsländer
In einem Blogartikel zum gerade beendeten G20-Gipfel schreibt Kate Raworth, dass wir eigentlich alle wieder Entwicklungsländer sind. Und zwar in Bezug auf das soziale Fundament (die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung) bzw. die ökologische Decke (vom Klimawandel über z. B. die Versauerung der Meere, Stickstoff- und Phosphatbelastung, den Verlust der Artenvielfalt bis zum Rückgang der Ozonschicht).
In ihrem Artikel verweist sie auf die Arbeiten von Forschern aus Leeds, die nationale Donut-Analysen erstellt haben. Danach sind alle untersuchten Länder entweder weit davon entfernt, die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erfüllen oder sie überschreiten die Kriterien für die ökologische Decke. Um in den optimalen Bereich (UNO-Ziele erfüllt ohne die ökologische Decke zu überschreiten), müssen sich alle entwickeln.
Kann ich diese Kriterien jetzt auch nutzen, um die Auswirkungen eines einzelnen Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft zu beurteilen und zu hinterfragen? Ich denke, das ist einen Versuch wert und werde das weiter untersuchen. Für sachdienliche Hinweise bin ich dankbar!
Was brauchen wir noch, damit wir das Problem lösen?
Auf der einen Seite geht es sicher darum, den unternehmerischen Blick auf die aktuelle Situation zu erweitern. Es geht darum, eine integrale Perspektive einzunehmen. Integral im Sinne Ken Wilbers oder Sean Esbjörn-Hargens: Außen- und Innensicht, individuelle und kollektive Ebene. Da lerne ich gerade selbst sehr viel und schreibe gemeinsam mit zwei Kollegen einen Beitrag, der im Januar 2019 erscheinen soll. Ich werde auch hier darüber berichten.
Auf der anderen Seite geht es – soweit das notwendig ist – um die persönliche Entwicklung der Unternehmerinnen und Unternehmer bzw. der angestellten Führungskräfte: Warum ist mir unternehmerische Nachhaltigkeit wichtig? Was ist mein persönliches Warum? Welchen übergeordneten Beitrag liefere ich damit?
Für mich war es die Frage, in welcher Welt eigentlich meine Kinder leben werden – die theoretisch das Jahr 2100 erleben können – wenn wir so weiter machen wie bisher?
Dann geht es sicher um die Frage, wie man innerhalb der Unternehmen den bei den meisten notwendigen Veränderungsprozess anstoßen und durchführen kann?
Das Konzept der Theorie U von Otto Scharmer – von ihm selbst erklärt bzw. als Executive Summary – halte ich hier für einen der erfolgversprechendsten Ansätze. Einen Aspekt davon, die Frage nach dem inneren Ort unseres Handelns bzw. unserer Aufmerksamkeit, habe ich bereits in einem früheren Blogbeitrag behandelt. Auch hier lerne ich noch, bin aber sehr am Austausch mit Gleichgesinnten insbesondere in der Aachener Region interessiert. Ich freue mich über die Kontaktaufnahme.
Und nicht zuletzt braucht es meines Erachtens eine regional ausgerichtete Plattform, die Unternehmen eine Basis bietet, sich auf den Level 5 der unternehmerischen Nachhaltigkeit zu entwickeln. Ich glaube fest daran, dass eine derartige Kooperationsplattform für interessierte und willige Unternehmerinnen und Unternehmer die beste Voraussetzung bietet.
Das betrifft den persönlichen Veränderungsprozess genauso wie die Frage nach dem nachhaltigen und zukunftsfähigen Geschäftsmodell, dem geeigneten Organisationsverständnis sowie geeigneter Kooperationsmöglichkeiten.
Das ist sicher der Teil, zu dem ich selbst den größten Beitrag liefern kann. Ideen und erste Konzepte sind vorhanden und ich freue mich auch hier über den Hinweis auf geeignete Mitstreiter für eine nachhaltige Entwicklung der Unternehmen (zunächst einmal) in unserer Region.
Adieda!
Ein Gedanke zu “Welchen Beitrag leisten Sie eigentlich mit Ihrem Unternehmen für das Wohlergehen unseres Planeten?”
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